• 13 – 16 April 2023
  • Messegelände Köln

08. November, von FORA

Ein eigenes Fitnessstudio – aber wie?

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Ein eigenes Fitnessstudio – ein Traum, den viele Athleten kennen. Andreas Pürzel, 37, ehemaliger Athlet und Personal-Trainer, hat seinen Traum zur Wirklichkeit gemacht und 2016 mit seinem Bruder Alexander Pürzel „DAS GYM“ in Wien eröffnet. Im FIBO-Interview erzählt Andreas Pürzel, wie er den Weg zur Eröffnung eines Fitnessstudios gegangen ist, welche Stolpersteine es zu überwinden gilt und worauf er heute besonders viel Wert legt.

„DASGYM“ ist ein Bodybuilding-Studio, in dem es den (angehende) Athleten an nichts fehlen soll: Mit 24 Rackstationen, sechs Wettkampfbänken und mehr als 50 Wettkampfstangen ist es für diese Zielgruppe besonders gut ausgestattet. Um ein ganzheitliches Konzept zu schaffen, gibt es im selben Gebäude „DASANABOL“ – das Restaurant zum Fitnessstudio, in dem sich die Besucher auf ihre Ernährung angepasste Bowls inkl. aller Nährwerte zusammenstellen können. 

FIBO: Wie entwickelt man ein Konzept für ein eigenes Studio?

Andreas Pürzel: Zuerst muss man sich mit den Zielgruppen beschäftigen, also Menschen, die sportlich aktiv sind oder es werden wollen. Sie sind der Mittelpunkt des Konzepts. Weitere Aspekte sind das Alter, die Art des Trainings sowie die Antwort auf die Fragen: Was will ich anbieten? Was sollen Menschen bei mir erreichen können?

Mir ist es wichtig, dass oft und mit viel Engagement trainiert wird. Nur dann ist es ein wertvolles Training. Das Fitnessstudio ist nur mit Geräten ausgestattet, deren Herstellern ich voll vertraue und die dazu beitragen, die ideale Atmosphäre zum Muskelaufbau zu schaffen. Wir bieten sowohl einen Ausdauer- als auch Kraftbereich an. Wenn jemand von lauter, aggressiver Musik abgeschreckt wird, ist „DAS GYM“ weniger geeignet. Für alle anderen ist es der perfekte Ort. Wir wollen jene Athleten an uns binden, deren Fokus darauf liegt, stärker zu werden.

Als Fitnessstudiobesitzer ist es außerdem wichtig, Entscheidungen zu treffen. Und wenn ich Entscheidungen treffe, muss ich Opfer bringen. Ein Beispiel: Es muss die Möglichkeit geben, in einem Fitnessstudio Magnesium zu verwenden, um den Trainierenden beispielsweise einen besseren Halt an der Langhantel zu ermöglichen.

Das Opfer: Der Boden wird durch das Magnesium schmutzig. Ich muss versuchen, diese Opfer gering zu halten. In meinem Fall bedeutet das, dass ich mehr Geld in Hygienepersonal investiere. Bei uns trainieren Leistungssportler aus dem Kraftbereich, weil wir dafür die Geräte anbieten und sie mit Magnesium arbeiten können. Solche Entscheidungen müssen bewusst getroffen werden.

FIBO: Wie sieht die Preisgestaltung aus?

Andreas Pürzel: Mir ist wichtig, dass sich meine Zielgruppe den Preis leisten kann und will. Dabei ist essenziell, dass der Preis nicht zu hoch ist. Bei uns startet eine Mitgliedschaft mit 99 Euro bzw. für Schüler, Studierende und Senioren mit 89 Euro. Das erwirtschaftete Geld reinvestiere ich in Geräte. 

FIBO: Was braucht man für die Gründung eines Studios?

Andreas Pürzel: Startkapital, weil Ausstattung Geld kostet und natürlich auch Fachwissen. Das Wissen habe ich mir über Jahre durch Recherche und mein eigenes Training angeeignet. Ich bin kein geborener Unternehmer. Ich habe jahrelang trainiert und an Wettkämpfen teilgenommen. Aus der unternehmerischen Tätigkeit stammt das Geschäftswissen, das ich heute habe. Aus dem Training kam die Bereitschaft, Risiken einzugehen, und der Wunsch, dabei zu bleiben. Dieser Wunsch, ein Fitnessstudio zu eröffnen, entstand nur dadurch, dass ich bereits Vorerfahrung in diesem Bereich hatte. Wer schon einmal in einem Fitnessstudio gearbeitet hat, weiß, wie alles funktioniert. Mein Hintergrund ist, dass ich Angestellter in einem Fitnessstudio war, selbst trainiert und mich in der Hierarchie hochgearbeitet habe. Das ist wie eine Lehre. 

FIBO: Man braucht also keine Ausbildung?

Andreas Pürzel: Natürlich ist eine Ausbildung hilfreich, um Fachwissen zu bündeln und zu filtern. Fachwissen ist aber auch digital erlernbar. Eigene Weiterbildungen sind unumgänglich.

FIBO: Was sollte man bei der Wahl des Standorts beachten?

Andreas Pürzel: Ein Fitnessstudio ist laut – damit meine ich nicht den Luftschall, sondern hauptsächlich den Körperschall und die Schwingungen, die durch die Wände gehen. Über dem Studio sollten sich z. B. keine Wohnungen befinden und die Räume müssen groß und offen sein. Durch ein besonderes Konzept, wie bei uns – aus Fitnessstudio und Restaurant in einem – differenziert man sich zudem von der Konkurrenz und weist ein Alleinstellungsmerkmal auf.

 

FIBO: Was ist wichtig bei der Auswahl des Personals?

Andreas Pürzel: Hingabe. Das ist sogar noch wichtiger als Fachwissen. Wenn der Bewerber den Raum betritt und ein Taschentuch auf dem Boden liegt, hebt er es auf oder nicht? Das zeigt Engagement.

Fachwissen braucht es trotzdem. Aber: Engagement ist die Voraussetzung, um sich fachliches Wissen anzueignen. Da das in der heutigen Zeit problemloser denn je möglich ist, muss „nur“ der Wille dazu vorhanden sein. Fachwissen – vor allem Theorie, nicht Handwerk – kann man schnell erlernen. Das eine funktioniert aber nicht ohne das andere.

FIBO: Was hat Sie vor Herausforderungen gestellt?

Andreas Pürzel: Missverständnisse unter den Kollegen. Man muss dafür sorgen, dass sich die Leute wohlfühlen und glücklich sind, um eine gute Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Daran muss man ständig arbeiten – mit gnadenloser Ehrlichkeit. Deswegen ist bei uns ein offener und ehrlicher Umgang mit Feedback erwünscht. 

FIBO: Welche drei Tipps können Sie Menschen geben, die ein Fitnessstudio eröffnen möchten?

Andreas Pürzel:

1. Sei entschlossen

2. Denke langfristig

3. Arbeite jahrelang darauf hin und bleibe konsequent