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15. November 2022, von Niklas Schwarz
Beratung zur Gewichtsreduktion mit individuellen Ernährungsformen
Um das Risiko bestimmter Krankheitsbilder, wie Diabetes Typ 2 oder Herzkrankheiten, zu verringern, werden häufig Ernährungsformen empfohlen, die im Alltag für jeden leicht umsetzbar sind. Doch hilft eine Umstellung der Ernährung und ist sie für jeden sinnvoll?
Individuelle Ernährungsformen
Aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen und Ansprüche diverser Zielgruppen müssen die Vor- und Nachteile jeder einzelnen Ernährungsform individuell abgewogen werden. So sollte vor einer ausschlaggebenden Ernährungsumstellung ein grundlegendes Erstgespräch mit dem Betroffenen geführt werden. Hier können persönliche Wünsche, bestehende Krankheitsbilder und Erfahrungen mit bisherigen Ernährungsformen als ein entscheidendes Maß gelten. Haben Klienten beispielsweise mit einer Low-Carb-Ernährung positive Erfahrungen gemacht, können Ernährungsberater an diese anknüpfen. Sollten bereits negative Erkenntnisse über eine Ernährungsform vorliegen, sind diese ebenfalls zu berücksichtigen wie persönliche Lebensformen, Allergien und Unverträglichkeiten. Eine ketogene Ernährungsweise ist zum Beispiel für vegetarisch und besonders vegan lebende Personen schwieriger umzusetzen und nicht allgemein anwendbar. Gleiches gilt für Ernährungsformen mit einem hohen Anteil an Milchprodukten: Diese sind für Betroffene mit einer Laktoseintoleranz eher ungeeignet.
Anforderungen an die Ernährungsformen
Die große Anzahl unterschiedlicher Ernährungsformen verstärken die Ansprüche an eine Ernährungsumstellung, um sie qualitativ hochwertig einstufen zu können. Die Grundvoraussetzung für eine Gewichtsreduktion ist eine negative Energiebilanz: Der Betroffene nimmt demnach weniger Energie zu sich, als er verbrennt. Eine Mindestenergiezufuhr von 1.200 kcal ist jedoch unerlässlich. Unterhalb dieser Energiemenge kann nicht mehr sichergestellt werden, dass die wichtigsten Nährstoffe, wie Proteine, Omega-3-Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe, dem Körper ausreichend zugeführt werden (Groeneveld & Rösch, 2010). Exemplarisch gilt ein Defizit von 500 kcal als angemessen, wenn die tägliche Kalorienzufuhr bei unter 3.000 kcal pro Tag liegt. Bei höherer oder niedriger Zufuhr von Kalorien kann das tägliche Defizit entsprechend angepasst werden. Um der Reduktion von Muskelmasse entgegenzuwirken, muss während der Anwendung der dauerhafte Erhalt der fettfreien Masse gewährleistet sein. Nicht außer Acht zu lassen ist zudem ein zufriedenstellendes Sättigungsgefühl, das maßgeblich zum Erfolg der Ernährungsumstellung beiträgt. Aber auch weitere Anforderungen müssen Berater beachten, um die Bedürfnisse ihrer Kunden zu erfüllen: So spielen psychische und soziale Faktoren ebenso eine bedeutende Rolle, wie eine langfristige Anwendungsdauer, die finanzielle Anpassung und die Vermeidung des potenziellen Jo-Jo-Effektes. Der Einklang dieser Aspekte ist für die Qualität der Ernährungsform essenziell. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Betroffene die Möglichkeit hat, ein neues, förderliches Ernährungsverhalten in seinen Alltag zu integrieren.
Ist eine passende Ernährungsform gefunden, ist es dennoch unabdingbar, diese individuell anzupassen. Beispielsweise sollte die Proteinzufuhr bei sportlich Aktiven zusätzlich gesteigert werden. Trainierende benötigen eine Proteinzufuhr von 1,2 bis 2,0 g/kg Körpergewicht (König et al., 2020), wohingegen sportlich inaktive Personen bereits mit geringerer Proteinzufuhr maßgebliche Erfolge in der Gewichtsreduktion erzielen können. Nichtsdestoweniger kann auch bei diesen Personengruppen die Menge an zugeführten Proteinen gesteigert werden. Als Resultat zeigt sich zumeist ein schnell eintretende Sättigung, Blutdrucksenkung, verbesserte Blutfettwerte oder auch eine Abschwächung des Muskelmasseverlusts im Alter (Stulnig, 2011). Besteht die Überlegung einer Erhöhung der Proteinzufuhr, müssen in diesem Fall wichtige, medizinische Gegebenheiten geklärt werden. Nierenkranke Personen sollten von einer hohen Proteinzufuhr absehen, da dies unter Umständen sogar gesundheitsgefährdend sein kann.
Im Gegensatz dazu stehen Leistungssportler, ohne gesundheitliche Einschränkungen, mit dem Bedarf nach einer Ernährungsform, die eine Steigerung von Kohlenhydraten berücksichtigt. Da diese einen deutlich höheren Energiebedarf decken müssen, ist eine Kohlenhydratzufuhr von 6 bis 10 g/kg Körpergewicht sinnvoll. Ist der Betroffene durchschnittlich sportlich oder sogar sportlich inaktiv, wird mit einer solch hohen Menge Kohlenhydrate einer Gewichtsreduktion entgegengewirkt und ist daher nicht ratsam. Bei diesen Personen reicht es in manchen Fällen zunächst, die Kohlenhydratzufuhr zu reduzieren, bevor weitere Umstellungen der Ernährung vorgenommen werden.
Neben den erwähnten Ernährungsformen gibt es eine Vielzahl weiterer häufig eingesetzte Ernährungsformen. Hierzu gehören unter anderem eine vegane oder vegetarische Ernährung, die Paleo Diät, Intervallfasten oder eine „Low Carb, Low Fat“ Ernährung. Bei diesen Ernährungsformen müssen individuelle Anpassungsmöglichkeiten und Eignung für den jeweiligen Patienten zuvor definiert werden.
Bedeutung von Ernährungsberatern
Aufgrund der hohen Menge an zu beachtenden Aspekten der Ernährungsumstellung im Zusammenhang mit einer Gewichtsreduktion lohnt sich das Konsultieren eines Ernährungsberaters. Diese können Umstellungen optimal begleiten, jederzeit individuell anpassen und Bezug auf aktuelle Trends nehmen. Zusätzlich sollten diese Beratungen wissenschaftlich fundiert beurteilen und ihre fachliche Expertise bei der Umsetzung innovativer, aber auch bestehender Ernährungsformen zurate ziehen. Damit gewinnt auch die stetige Auffrischung des eigenen Fachwissens an relevanter Bedeutung. Die kontinuierliche Beratung durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft, wie Diätassistenten oder Ökotrophologen ist bedeutend, um eine Beratung auf einem fachlich hohen Niveau zu gewährleisten und somit eine nachhaltige Kundenbindung zu schaffen. Der Einsatz von Ernährungsberatungen kann ebenfalls in Unternehmen empfehlenswert sein. Auch hier ist zu beachten, verschiedene Ernährungsformen in Betracht zu ziehen, um individuell auf jeden Mitarbeiter und die persönlichen Anforderungen eingehen zu können. Im gleichen Zuge bietet es sich an, eine Fachkraft zu engagieren, die innerhalb des Unternehmens weitere Bereiche für das Wohlempfinden der Mitarbeiter einbringt. Hierzu können unter anderem die Bereiche Bewegung und Verhaltensmodifikation herangezogen werden, wodurch zeitgleich das Mitarbeiterangebot vergrößert werden kann. Eine individuelle Beratung, in verschiedenen Fachbereichen, kann in diesem Fall also nur angeboten werden, wenn qualifizierte Ernährungsexperten involviert werden und dadurch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig zufriedenstellende Ergebnisse erzielen. Denn nur zufriedene Kunden führen zu einer engen Kundenbindung, einer Steigerung des Umsatzes und für einen erweiterten Kundenstamm.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Betroffene nachhaltig und effektiv bei der Gewichtsreduktion unterstützt werden sollten. Hierzu ist es unabdingbar, eine Ernährungsform zu wählen, die zu den persönlichen Bedürfnissen des Klienten passt. Um bei der Menge der verschiedenen Ernährungsformen, Diäten und Trends dennoch den Überblick zu behalten, ist die Zusammenarbeit mit einer qualifizierten Ernährungsfachkraft essenziell. Diese sorgt für eine qualitativ hochwertige Ernährungsberatung, die zufriedene Kunden und eine nachhaltige Umsatzsteigerung mit sich bringt.
Niklas Schwarz
Niklas Schwarz, B. A. Ernährungsberatung, ist als Dozent, Autor und Tutor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie als Referent an der BSA-Akademie im Fachbereich Ernährung tätig. Praktische Erfahrung sammelte er mehrere Jahre als Fitnesstrainer und Ernährungscoach in der Betreuung von Sportlern sowie übergewichtigen Personen.
Dieser Artikel erschien zuerst im fitness Management.