Braucht es für die Senioren Geräte mit Gewichten oder reicht das Training mit dem eigenen Körpergewicht?
Heinrich: Gewichte sind ist ein wesentlicher Bestandteil des Trainings, aber zusätzlich kann man das mit einem Haus-Übungsprogramm ergänzen.
Urbach: Die Gruppen-Gymnastik ist auch eine Alternative. Je nach Leistungslevel gibt es Seniorensport oder nur Sitzgymnastik.
Heinrich: Bei den Kursen ist auch der soziale Aspekt sehr wichtig. Generell verbindet der Sport. Wir sehen immer wieder, dass sich kleine Gruppen herausbilden, die immer zusammen trainieren kommen.
Inwieweit spielt die Digitalisierung eine Rolle bei Ihnen? Man unterstellt ja immer leicht, dass ältere Menschen mit den modernen Tools nicht zurechtkommen.
Heinrich: Die Senioren sind fit in Sachen Digitalisierung. Die Meisten haben sowieso ein Tablet, Skypen und so weiter. So kommen sie auch im Fitnessraum gut damit zurecht. Der große Mehrwert neben der automatisierten Einstellung der Geräte ist die Kontrolle durch die Trainer, die die Trainingsfortschritte am PC verfolgen und anpassen können.
Urbach: Die Digitalisierung löst auch einfach ganz viele Probleme. Wir haben eine 95jährige Bewohnerin, die nicht mehr so gut sieht. Sie nutzt nun Alexa und Google. Das erleichtert ungemein das Leben. Für die meisten, die hier einziehen, ist das inzwischen normal.
Gibt es Vorerkrankungen, bei denen man tatsächlich eher von Belastungen abrät?
Heinrich: Bei einer akuten Entzündung raten wir ab, ebenso bei einer hochgradigen Osteoporose und starker Herzinsuffizienz. Alles andere kann man eigentlich individuell einstellen, so dass ein Training immer möglich ist. Die Bewegung muss schmerzfrei gehen und Spaß machen.
Wie können Ihrer Meinung nach generell mehr ältere Menschen vom Angebot der Fitnessbranche überzeugt werden?
Heinrich: Wir haben, zumindest vor der Pandemie, Gesundheitstage im Vitalisarium durchgeführt. Da können die Gäste unser komplettes Angebot kennen lernen. Dadurch konnten wir immer viele Kunden gewinnen. Ein weiterer wichtiger Kanal sind die Ärzte und Physiotherapeuten, die uns Patienten schicken. Ein kann wesentlicher Aspekt ist die Zusammenarbeit mit Ärzten, Kliniken, Rehakliniken.
Urbach: Bei uns gibt es alles in einem, nicht nur Physiotherapie, auch Fitness. So können wir die Patienten auch nach der Therapie ganzheitlich weiter betreuen. Zudem können wir durch unseren Pool auch sehr gut Rehas umsetzen. Generell muss das Angebot einfach seniorengerecht sein. Die Senioren müssen die Geräte bedienen und einen Mehrwert daraus ziehen können.
Was sollte man bei der Ansprache der Senioren beachten?
Urbach: Es gibt immer die Gefahr, dass zum Beispiel der 70jährige sich selbst gar nicht als Senior sieht. „Ich bin ja noch nicht alt“. Da müssen die Fitnessanbieter den Spagat in der Ansprache schaffen. Zum Beispiel könnte „Silver Ager“ dann das bessere Wording sein. Und vielleicht nenne ich die Sturzprophylaxe dann auch nicht Sturzprophylaxe, sondern Rumpftraining.
Wenn ein Studiobetreiber sein Angebot für die ältere Zielgruppe verbessern möchte, was sollte er beachten?
Urbach: Wir informieren gerne über unsere Spezialisierung. Was man immer beachten sollte: Das Training muss individuell auf die Senioren ausgerichtet sein. So kann man zum Beispiel im Gruppentraining verschiedene Intensitäten anbieten.
Wie können Trainer ihre älteren Kunden optimal beraten?
Heinrich: Bei uns sind die Trainer auch alle Physiotherapeuten, die dadurch einen anderen Zugang haben. Zudem arbeiten wir mit Spezialisten wie zum Beispiel einer Rückenschullehrerin. Es ist wichtig, dass man den Gast als Individuum wahrnimmt.