© Exercise is Medicine
20. Dezember 2022, Carolin Knoke
10 Key-Learnings aus dem 10. EIEIM-Kongress
Vom 27. bis 29. Oktober 2022 fand in Padua der 10. Jahreskongress der European Initiative for Exercise in Medicine e.V. (EIEIM) statt. Gemeinsam mit Exercise is Medicine Italy trafen sich internationale Sprecher beim wissenschaftlichen Kongress zu interessanten sportmedizinischen und sportwissenschaftlichen Themen. Der Wunsch einer globalen Veränderung hinsichtlich der körperlichen Aktivität der Bevölkerung stand dabei im Vordergrund. Wir haben die wichtigsten wissenschaftlichen Ergebnisse zusammengefasst.
1.) Körperliche Inaktivität als großes globales Problem
Um das weltweite Problem der körperlichen Inaktivität der Bevölkerung anzugehen, ist es wichtig, das Thema in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Initiativen wie die European Initiative for Exercise in Medicine e.V., Exercise is Medicine oder auch Moving Medicine versuchen die Gründe hervorzuheben, die für eine Integration von Sport und Bewegung in die Behandlungspläne von Patienten in Kliniken und Arztpraxen sprechen, beispielsweise die kostengünstige Prävention verschiedener gesellschaftlicher Erkrankungen des Bewegungsapparates, des Stoffwechsels oder der Psyche.
2.) Digitale Technologien müssen einfach und smart sein
Damit körperliche Aktivität mithilfe digitaler Technologien im klinischen Setting gemessen und durchgeführt werden kann, ist es wichtig, dass technischen Lösungen einfach und schnell zu bedienen sind und valide Messungen ermöglichen. Nur so ist gegeben, dass das Equipment für den Klinikalltag geeignet ist und für die Unterstützung der körperlichen Aktivität der Patienten oder für die Datengewinnung der Wissenschaftler genutzt werden kann.
3.) Mehr Motivation zu körperlicher Aktivität durch digitale Technologien
Digitale Medien können zu mehr Bewegung im Alltag motivieren und darüber aufklären, wie wichtig diese für die eigene Gesundheit ist. Digitale Technologien bieten beispielsweise die Möglichkeit, das eigene Training zu erfassen, zu analysieren und motivierende Nachrichten zu versenden. Gemeinsam mit Anleitungen zum korrekten Einsatz der Technologien wäre dies ein möglicher Ansatz, die Gesellschaft in Bezug auf körperliche Aktivität positiv zu verändern.
4.) Gesunde Ernährung und körperliche Aktivität halten die Körperzellen gesund
Mitochondrien sind Zellorganellen und kommen in unseren Körperzellen vor. Als sogenannte „Kraftwerke der Zellen“ produzieren sie Adenosintriphosphat (ATP), was dem menschlichen Körper als Energieträger dient und im gesamten Körper gebraucht wird. Bei körperlicher Aktivität müssen die Mitochondrien intensiver arbeiten, was sich gemeinsam mit einer gesunden Ernährung positiv auf die Gesundheit und die Funktion dieser wichtigen Zellorganellen auswirken und somit zu einer besseren Zellgesundheit im Organismus führen kann.
5.) Körperliche Aktivität hat eine schützende Wirkung auf Nervenzellen
Nicht nur sportliches Training, sondern auch andere Arten körperlicher Bewegung, zum Beispiel Alltagsbewegung oder eine Runde Tanzen, können einen schützenden Effekt auf die peripheren und zentralen Nervenzellen des Körpers und somit auch des Bewegungsapparates haben. Durch die körperliche Aktivität können kleine entzündliche Prozesse und das Zugrundegehen der Nervenzellen verringert werden, was wiederum einem Muskelverlust und einem Verlust der kognitiven Leistungsfähigkeit entgegenwirken kann.
6.) Muskelverlust und Bettlägerigkeit im Alter „müssen nicht sein“
Alterungsprozesse und sitzendes Verhalten führen häufig zu einem rapiden Verlust an Muskelmasse bei älteren Menschen. Das Verschwinden der wichtigen Muskulatur kann mit einer Immobilität bis hin zu einer Bettlägerigkeit einhergehen. Um dem Muskelverlust im Alter zielgerichtet entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass ältere Menschen angepasste Bewegungsprogramme erhalten und regelmäßig eine kräftigende körperliche Aktivität stattfindet: „It is not normal to lose muscle“.
7.) Deutlich vermindertes Sterberisiko durch körperliche Aktivität
Körperliche Inaktivität ist in den letzten Jahrzehnten zu einem globalen Problem geworden, obwohl Bewegung das Sterberisiko nachweislich verringern kann. Dabei ist es wichtig, regelmäßig und kontinuierlich körperlich aktiv zu sein. Nicht nur sportliche Aktivitäten wie Joggen oder Fitnesstraining, sondern auch gewöhnliche Aktivitäten im Rahmen des Alltags sind hilfreich, etwa im Bereich Haushalt und Familie oder ein aktiver Arbeitsweg. Wer sich regelmäßig bewegt, lebt länger.
8.) Körperliche Aktivität in klinische Behandlungspläne einbauen
Die Behandlung von Patienten in Kliniken und Arztpraxen umfasst aktuell keine Verschreibung von Sport oder Bewegung, obwohl körperliche Aktivität nachweislich gegen viele nicht-infektiöse Erkrankungen helfen kann. Daher ist es ein globales Ziel von Exercise in/is Medicine, dass körperliche Aktivität für Patienten individuell angepasst in die Behandlungspläne aufgebaut wird. Somit könnte beispielsweise bereits vor einer Operation am Bewegungsapparat durch körperliches Training die Therapie angepasst verschrieben werden.
9.) Ernährung und Gewichtsmanagement durch körperliche Aktivität verbessern
Regelmäßige Bewegung und Training können sich positiv auf das Ernährungsverhalten und das Gewichtsmanagement auswirken. Im medizinischen Setting bieten sich für eine zielgerichtete körperliche Aktivität und das Erreichen eines Gewichtsverlustes und/ oder einer gesunden Ernährungsweise auch eine Ernährungsberatung, eine Trainingsberatung und psychologische Unterstützung an.
10.) Verbesserter Blutdruck und angepasster Blutzucker durch Sport und Bewegung
Regelmäßige gezielte körperliche Aktivität kann nicht nur eine Gewichtsabnahme mit sich bringen, sondern auch zu einer verbesserten Insulinsensitivität führen, was wiederum zu einem gesunden Blutzuckerspiegel führen kann. Auch auf die Funktion der Gefäße und somit auf den Blutdruck wirkt sich regelmäßige körperliche Aktivität positiv aus.