• 10 – 13 April 2025
  • Messegelände Köln

FIBO-Report: Die Fitnesswelt verändert sich 

Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

Teil 1 | Globale und lokale Entwicklungen und Lösungen – und ein Blick über den großen Teich.

Wenn der amerikanische Crossfit Box-Betreiber Tobias Kerger und seine Frau Jessica am Montagmorgen um 4.30 h ihr Studio aufschließen steht ihnen eine lange, harte, aber erfüllende Woche bevor. Die Fitnesswelt hat sich in den zurücklegenden Jahren verändert, sagen die Vertreter der regionalen und globalen Fitness-Verbände. Das gilt auch für den größten Fitnessmarkt weltweit: die USA. Familie Kerger, die vor ein paar Jahren aus Deutschland eingewandert ist und kurz vor Covid 19 das Boutique-Studio übernommen hat, weiß das – und hat Wege gefunden, mit diesen Veränderungen nicht nur klar zu kommen, sondern ganz neue Perspektiven zu erschließen.

 

Weltweit agierende Verbände und auch die Weltleitmesse FIBO registrieren rund um den Globus: Die meisten internationalen Märkte haben sich bereits zu 100 % ´wieder erholt. Einige digitale Entwicklungen haben sich während der vergangenen, schwierigen Jahre etabliert und seien unumkehrbar. Interessant: Die mittlerweile stark verbreiteten Fitness-Services globaler Tec-Riesen wie Google, Apple oder Amazon beeinträchtigen offenbar die Angebote der Fitnessstudios nicht. Auch gibt es spannende analoge, eher strategische Ansätze, die Fitnessdienstleister für eine größere Performance ihrer Studios nutzen – ob es um soziale Ideen, neue Zielgruppen oder eine neue, strukturelle Ausrichtung des eigenen Portfolios geht.

Im Crossfit 033 im amerikanischen Connecticut beginnen die ersten Workouts – außer donnerstags – bereits um 5.00 Uhr früh: für die Berufstätigen, die vor der Arbeit noch etwas für Körper und Seele tun wollen. „Wir helfen den Menschen, die zu uns kommen, neben ihrer Kraft auch ihre Kondition, ihre Beweglichkeit, ihre physische Gesundheit zu verbessern – und damit auch ihr seelisches Wohlbefinden,“ erläutert der 31jährige Jungunternehmer Tobi, der hier vor einigen Jahren noch Cheftrainer war. Als sich der damalige Betreiber Glenn Perra 2019 aus dem Fitnessbusiness zurückziehen wollte, wurde Tobi, eigentlich studierter Maschinenbauer, zum Quereinsteiger und kaufte ihm dessen Crossfit-Box ab. Zusammen mit seinem Vater Henning Kerger und seiner Frau Jessica, Juristin und Ernährungswissenschaftlerin, führt er seitdem das Studio, hat es bereits erfolgreich weiterentwickelt und durch die Corona-Krise gesteuert. „Durch die Pandemie hat sich im Bewusstsein der Menschen und somit auch im Fitnessmarkt vieles verändert,“ sagt Vater Henning Kerger. Eigentlich ist er IT-Consultant, ist aber von Anfang an als Geschäftsführer und Teilhaber im Studio-Management mit dabei. 2001 ist er zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern aus Deutschland in die USA ausgewandert.

Henning Kerger und Tobi Kerger

© Henning Kerger

Wie verändert sich der Fitnessmarkt derzeit – lokal und weltweit?

„Wir sind noch nicht ganz auf dem Stand der Zeit vor Covid und wir haben natürlich etwas Bedenken, falls wieder eine Welle kommt und Einrichtungen geschlossen werden,“ beschreibt Henning Kerger die Gedanken seiner Unternehmer-Familie. Sie haben viel und schnell lernen müssen während der zurückliegenden, schwierigen Jahre: „Es hat sich beim letzten Shutdown herausgestellt, dass Remote-Workouts über Zoom nicht sehr effektiv sind und nur zur kurzfristigen Überbrückung taugen.“

Aber allgemein seien die Aussichten nun wieder recht gut. Die positive Entwicklung der wirtschaftlichen Situation in seinem Land und vor allem die Beschäftigungsrate wirken sich positiv aus, sodass die Ausgaben für Fitness keine große Belastung darstellen. Ihre Konzepte haben sie jedoch bereits angepasst: „Wir haben einen Fokus auf Strength & Conditioning gelegt, bekommen dafür viel Zuspruch, schaffen es, neue Zielgruppen zu mobilisieren.“ Speziell die Verknüpfung mit der Ernährungsberatung bringe sie weiter. „So können wir auch neue Kunden erreichen die verstehen, dass eine gesunde Lebensweise eine Kombination aus körperlicher Fitness und gesunder Ernährung braucht,“ berichtet er begeistert.

Auch mit der globalen Brille lassen sich solche Veränderungen im Markt ausmachen, wobei es regional große Unterschiede gibt. Das stellen in erster Linie die aktiven Fitness-Verbände anhand gezielter Marktbeobachtungen und -Studien fest. Dr. Samir Kapoor, Member of Council World Active & Chair Skills (Workforce Committee) und Präsident des indischen Fitness-Verbandes India-Active: „Auf dem Markt der entwickelten Länder ist zu beobachten, dass neben Boutique-Konzepten (…) auch größere Anbieter rasch expandieren. Leisure-Trusts* expandieren in Märkten wie dem Vereinigten Königreich, da immer mehr Menschen erkennen, wie wichtig es ist, in ein Fitnessstudio zu gehen und zu trainieren. Nachdem Forschungsberichte veröffentlicht wurden, die zeigen, dass Bewegung das beste Antidepressivum ist, herrscht auf dem Leisure-Trust-Markt großer Enthusiasmus.“

In den Entwicklungsländern, wo die Regierungen weder Fitnessstudios noch deren Arbeitskräfte unterstützen konnten und viele Profis sich selbst überlassen waren, sei Corona ein schwerer Schlag für die Fitnessbranche gewesen, erläutert er. „Insgesamt verlor die Branche weltweit über 50 % der Arbeitskräfte an andere Branchen wie den Einzelhandel und das Gastgewerbe, da die Menschen dies als eine stabilere Karriere betrachteten. Die wirklich guten Trainer sind online gegangen und wollen nicht mehr für ein Fitnessstudio arbeiten. Und diejenigen, die angestellt waren, haben andere Branchen gefunden“, so Dr. Kapoor. 

Funktionieren lokale Lösungsansätze der Fitnessstudios?

Während der Corona-Einschränkungen bot das Crossfit 033 seinen Mitgliedern auch spezielle Services für Kinder an, da der Schulsport eingestellt worden war – und hatte damit einen riesigen Erfolg. Das tägliche WOD („Workout Of The Day“) lieferten sie ihren Mitgliedern live online. So kamen sie immerhin mit lediglich einem blauen Auge durch die Pandemie. Die Gesundheit spielt im Unternehmenskonzept des spezialisierten Studios eine zunehmend relevante Rolle der Crossfit-Box der Kergers – anders als die klassischen Anbieter dieser Marke, die ursprünglich für High-Performance- und Functional Training steht. Mit ihren individuellen Anpassungen haben die neuen Inhaber im amerikanischen Connecticut allerdings schon vor Covid begonnen. Auf einer Fläche von rund 650 Quadratmetern bietet ihr Studio neben dem klassischen funktionellen Training auch gesundheitsorientierte Einheiten, eine versierte Ernährungsberatung und eine Kooperation mit einem nahegelegenen, medizinischen Dienstleister. 

Wie entwickelte sich die Welt für die Studiobetreiber nach der Pandemie? 

Dr. Samir Kapoor beurteilt vor allem die digitalen Entwicklungen der Fitnesswelt unterm Strich positiv: „Während der Pandemie gingen große Fitnessketten, Einzelstudios und selbstständige Trainer online. Einige verdienten Geld, andere verbrannten Geld, aber all dies erhöhte die Zahl der Menschen, die körperlich aktiv waren. Und das lag zum großen Teil daran, dass die Menschen Zeit zur Verfügung hatten. Das war der Silberstreif am Horizont für die Branche.“

Ihre Angebote für Kinder musste Crossfit033 mittlerweile wieder einstellen – nach dem Ende der Covid-bedingten Einschränkungen war die Nachfrage wieder zurückgegangen. Auch ihre Online-Services haben sie wieder eingestellt. Der Grund: Crossfit033-Leiterin Jessica Kerger stellte fest, dass der Online-Boost zumindest in ihrem Umfeld wieder stark nachließ, zum Teil sogar bewirkte, dass sich die Menschen wieder auf das „echte Leben“ besannen und die Präsenz vor Ort in der Community des Studios dem Training im heimischen Wohnzimmer vorzogen. „Nach Covid gibt es wieder mehr Interesse an Fitness und auch am gesunden Lebensstil – bei der Bewegung wie auch bei der Ernährung. Viele Leute haben festgestellt, dass es einfacher und schöner ist, in einer Gemeinschaft zu trainieren und sich fit zu halten,“ so die Studioleiterin.

Dr. Samir Kapoor erläutert: „Menschen sind „Social Animals“ und nicht jeder trainiert gerne alleine.“ Die Digitalisierung der Branche habe durch die Pandemie global betrachtet jedoch trotzdem einen nachhaltigen Schub erfahren: „Tech-gestützte Fitnessmarken wie MyZone haben wirklich einen großen Einfluss gehabt und sind relevanter geworden. So sind viele Menschen sogar bei ihren Workouts auf den Hybridmodus umgestiegen.“ Heimfitness habe von der Pandemie nachhaltig profitiert. Speziell das Online-Cycling habe sein sprunghaftes Wachstum während Corona auch nach dem Fall der Einschränkungen nicht komplett wieder eingebüßt: „Online-Indoor-Cycling wuchs sprunghaft, da die Trainer zu Hause ein fast ähnliches Erlebnis bieten konnten, und dies zieht immer noch Menschen an, wenn auch nicht so sehr, wie erwartet,“ so Kapoor.

Hat sich der Fitness-Weltmarkt nach der Pandemie wieder erholt?

Die Aussagen des Vorstandsmitglieds von World Active decken sich mit den Beobachtungen und Informationen, die Florian Brauer, Senior Global Brand Manager der Weltleitmesse FIBO, im Rahmen seiner dienstlichen Gespräche und Reisen rund um den Fitness-Globus sammeln konnte: „Die Mitglieder kommen zurück in die Studios. Die meisten internationalen Märkte haben sich den Studien von Deloitte und IHRSA zu Folge bereits zu 100 % ´wieder erholt. Das individuelle, personifizierte Training wird jedoch zunehmend gestützt durch Wearables und digitales Tracking.“ Diese Entwicklung sei umfassend und unumkehrbar. „Die großen Tec-Firmen wie Google, Apple oder Amazon sind schon längst in der Fitnessbranche angekommen.“ Das spannende daran seiner Meinung nach: Die Aktivitäten dieser Global Player beeinträchtige nicht die Angebote der Studios! Bestes Beispiel dafür sei der Innovationsspezialist EGYM, der sich von einem Hersteller intelligenter Kraftmaschinen zu einem online-basierten Fitness-Ekosystem entwickelt habe. „Studios ohne Tec-Ansatz werden die aktuelle, positive Entwicklung nicht voll ausschöpfen“, so Florian Brauer. Die Investitionsbereitschaft in den Studios sei allerdings noch nicht so hoch wie vor Corona, muss er konstatieren.

Es gebe jedoch auch spannende analoge, eher strategische Ansätze, die Fitnessdienstleister für eine größere Performance ihrer gesellschaftlich und gesundheits-relevanten Services nutzen können, weiß Henning Kerger: „Auch Crossfit erfordert nicht zwangsweise schon beim Einstieg eines Neumitglieds eine hohe körperliche Fitness oder ein Training mit schweren Gewichten. Wir führen unsere Mitglieder ganz langsam und über eine natürliche Progression an das performantere Training heran.“ Mit Erfolg. Er erläutert: „Später können die Trainierenden auch mal bei einer CrossFit-Competition mitmachen. Ab und zu veranstalten wir lokale Wettkämpfe, meist verknüpft mit einem Thema wie Fund Raising für einen guten Zweck, Solidarität mit Krebskranken, Unterstützung von Aktivitäten für Kinder oder ähnlichem.“ Die Akzeptanz von Fitness und einem gesunden Lebensstil steigen in seinem Umfeld immer mehr – auch in den lokalen gesellschaftlichen Strukturen, die sein Sohn mit dem Studio-Portfolio gezielt anspricht: „Sogenannten ´First Responders´, also den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr etc., gewähren wir Sonderkonditionen. Diese Berufsgruppen sind in der Regel stark an CrossFit interessiert, weil dieses Training alle Muskelgruppen und auch die Ausdauer abdeckt. Sie kommen gerne vor oder nach ihren Schichten für einen kurzen, aber intensiven Workout bei uns vorbei.“

 

Fortsetzung des „FIBO-Report: Die Fitnesswelt verändert sich“ am (…2023):

Teil 2 – Erkenntnisse und Entwicklungen in Business, bei Politik und Branchenvertretern

Dr. Samir Kapoor, Member of Council World Active & Chair Skills (Workforce Committee) und Präsident des indischen Fitness-Verbandes India-Active

© Dr. Samir Kapoor / „World Active“

Researches/ Statements:

 

Interview

Dr. Samir Kapoor (Interview)

President India-Active

Member of Council World Active & Chair Skills

Workforce Commitee World Active

https://www.world-active.com/

https://www.linkedin.com/in/samirkapoor/?originalSubdomain=in

 

David Stalker (Statements)

President EuropeActive

Chief Executive Officer Myzone

Non Executive Director Lampton Leisure

https://www.europeactive.eu/

https://www.linkedin.com/in/david-stalker-fcimspa-2a9039b/?originalSubdomain=uk

 

Herman Rutgers (Statements)

International Ambassador FIBO, RX Global

Ambassador Europe Active

Member of the Board Basic-Fit NV (Netherlands)

Owner of Global Growth Partner

https://www.linkedin.com/in/herman-rutgers-9a984ab/?originalSubdomain=nl

 

Prof. Dr. Thomas Wessinghage

Präsident des DSSV

https://www.dssv.de/vorstand/

https://www.linkedin.com/in/thomas-wessinghage-6a74b996/?originalSubdomain=de

 

Florian Brauer (Statements)

Senior Global Brand Manager FIBO, RX Global

https://www.linkedin.com/in/florian-brauer-a43b96a3/?originalSubdomain=de

 

Silke Frank (Statement)

Event Director FIBO, RX Global

https://www.linkedin.com/in/silke-frank-b3348420/?originalSubdomain=de

 

Henning Kerger (Statements)

CEO & Co-Owner Crossfit 033 (USA/ Connecticut)

IT Consultant

https://www.linkedin.com/in/henning-kerger-2414a14b/

https://crossfit033.com/

 

Tobi Kerger

Owner & CEO Crossfit 033 (USA/ Connecticut)

Crossfit-Trainer, Maschinenbau Ingenieur

https://crossfit033.com/

 

Jessica Kerger

Owner & CEO Crossfit 033 (USA/ Connecticut)

Crossfit-Trainer

Juristin und Ernährungswissenschaftlerin

https://crossfit033.com/